int(0) array(0) { }
Dachbegrünung: Wie Berlin mit der Förderung von GründachPLUS dem Klimawandel begegnen will

Die „Hängenden Gärten“ der Semiramis in Babylon sind über 2.700 Jahre alt und so modern wie nie zuvor. Denn angesichts des Klimawandels, steigender Energiekosten und einer Überhitzung in den Großstädten berücksichtigen Bauherren zunehmend eine Begrünung von Dächern und Fassaden in ihren Planungen. Um dieses Vorgehen zu unterstützen, hat der Berliner Senat das Förderprogramm GründachPLUS ins Leben gerufen, das seit dem 1. Januar 2023 zur Verfügung steht. Auch in anderen Metropolen der Republik, wie beispielsweise in Frankfurt oder München, wird über neue Vorgaben des Baurechts mehr Grün ins Stadtbild gebracht. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Vorteile eine Dachbegrünung bietet, welche Möglichkeiten es gibt und an wen sich das Programm GründachPLUS speziell richtet.

Vorteile von Gründächern und Dachgärten

Bepflanzte Dächer und Fassaden sind aus vielen Gründen vorteilhaft. Allen voran befördern sie zunächst eine Verbesserung des Mikroklimas:

  • Eine Dachbegrünung verbessert die Luftqualität, vor allem in dicht bebauten Gebieten.
  • Gründächer können Regenwasser speichern und geben es erst nach und nach an die Umgebung ab – gerade bei heftigen Niederschlägen ist das ein großer Vorteil.
  • Dachgärten wirken wie eine Isolierschicht: Sie dämmen und kühlen das darunterliegende Stockwerk. Das senkt die Energiekosten für Lüftung und Heizung im Winter und Kühlung im Sommer.
  • Die Bepflanzungen bieten Lebensraum für Insekten und Vögel, was wiederum die Biodiversität fördert.
  • Außerdem binden Gründächer Schadstoffe aus der Luft und senken die Lärmbelästigung.
  • Schließlich verleihen sie eine besondere Ästhetik, nicht nur Gebäuden, sondern der ganzen Stadt – es entsteht geradezu eine “vierte Dimension”. 

Bepflanzungen für Dächer und Fassaden

In der Landschaftsarchitektur lassen sich drei Begrünungsarten unterscheiden:

  • Extensivbegrünung: Die Bepflanzung besteht aus einfachen Moosen, Kräutern und Gräsern, die sich selbst erhalten. Eine Pflege ist nicht erforderlich. Diese Variante ist einfach umzusetzen und kostengünstig.
  • Intensivbegrünung: Die Dachfläche wird mit Stauden, Büschen oder Bäumen gestaltet und als zusätzliche Grundstücksfläche genutzt. Sie erfordert sehr viel Pflege und ist deshalb auch unter der Bezeichnung Dachgarten bekannt. 
  • Einfache Intensivbegrünung: Diese Form kombiniert einfache Gräser mit anspruchsvollen Bepflanzungen und liegt vom Pflegeaufwand zwischen den beiden anderen Formen.

Damit die Pflanzen optimal in der Höhe wachsen, erhalten die Dächer einen speziellen Aufbau. Über die wurzelfeste Dachabdichtung werden verschiedene Arten von Speichermatten, Dränagesystemen, Filtervliesen und Substraten verlegt, die an die lokalen Wetterbedingungen sowie die Ansprüche der Bepflanzung angepasst sind.

Quelle: https://pixabay.com/photos/roof-garden-plants-trees-flowers-55208/

Dachgärten verbessern das Stadtklima und unterstützen die Artenvielfalt.

Eindrucksvolle Beispiele für Gründächer in Berlin

Es gibt bereits eine ganze Reihe von Gebäuden in Berlin, die auf Dachbegrünung setzen. Das sind drei von ihnen:

Axel-Springer-Haus – die grüne Oase in der Stadt

Der im Oktober 2020 offiziell eröffnete neue Sitz des Verlagshauses hat bereits zahlreiche Architekturpreise gewonnen. Grund dafür ist auch das begrünte Dach mit einer Fläche von rund 4.000 Quadratmetern, das die Mitarbeiter des Medienunternehmens zum Spazieren, Entspannen oder Mittagessen einlädt. Es kombiniert Elemente einer Extensivbegrünung mit kleineren Dachgärten, in denen auch Bäume wachsen.

Shopping Mall Bikinihaus – für einen Kaffee im Grünen

Die zum historischen Gebäude-Ensemble „Zentrum am Zoo“ gehörende Shopping Mall „Bikini Berlin“ erhielt im Zuge der Modernisierung eine weitläufige Dachterrasse mit Cafés, die auf einer Fläche von rund 3.000 Quadratmetern extensiv sowie einfach intensiv begrünt wurde. Zudem bepflanzten die ausführenden Betriebe weitere 550 Quadratmeter Steildach mit Kräutern und Gräsern.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin-Bikini-06-Gedaechtniskirche_aus_Monkey-Bar-2017-gje.jpg

 Auf der Dachterrasse des Bikini Berlin laden bald schon rund 3.000 Quadratmeter Dachbegrünung zum Erholen und Flanieren ein.

Wohnhaus in Friedrichshain – sechs Dachgärten für 100 Familien

Bereits 2016 startete eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Bewohnern eines Mehrfamilienhauses in Friedrichshain, mit Ideen für eine nachhaltige Nutzung der Dachflächen. Entstanden sind sechs Dachgärten, in denen sich Lavendel, wilder Wein und Erdbeerpflanzen aneinanderreihen. Auf den Grünflächen gibt es viel Platz für Sport- und Freizeitaktivitäten, sogar Küchen und Toiletten sind integriert.

Quelle: https://unsplash.com/de/fotos/th19OsUf3mE

Das Förderprogramm GründachPLUS

Mit dem Förderprogramm GründachPLUS will die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz die Hauptstadt in bestimmten Stadtvierteln (noch) grüner machen. Das Programm zielt vor allem auf Orte ab, an denen sich im Sommer die Hitze staut, eine schlechte Luftqualität vorherrscht oder die Kanalisation entlastet werden muss. Unternehmen, Privatpersonen und Vereine, die eine Dach- oder Fassadenbegrünung auf Bestandsgebäuden umsetzen möchten, sind die Zielgruppe der finanziellen Zuschüsse. Die Förderungen, die seit 1. Januar 2023 verfügbar sind, werden in unterschiedlicher Höhe gewährt. 

Für Gründächer ist eine Vegetationsfläche von mindestens 100 Quadratmetern notwendig, für die bodengebundene Fassadenbegrünung sind mindestens 50 Quadratmeter und für die wandgebundene mehr als 10 Quadratmeter erforderlich. Die Antragsteller können je nach geplantem Projekt einen der zwei Förderwege wählen:

  • Die „Reguläre Förderung“ unterstützt Dach- und Fassadenbegrünungen.
  • Die „Green-Roof-LAB-Förderung“ bezuschusst Projekte mit Vorbildcharakter und von ausgesprochen hoher Qualität.

Weitere Informationen zum Programm GründachPLUS finden Sie in der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

‌Wenn „Grün“ und „Bauen“ im Einklang sind

Durch die Dachbegrünung von Bestandsgebäuden und Neubauten kann die Konkurrenz zwischen Grünflächen für eine bessere Lebensqualität und dringend notwendigen Wohnraum in den Großstädten gelindert werden. Grüne Dächer und Fassaden tragen zusammen mit anderen energetischen Maßnahmen dazu bei, das Mikroklima in urbaner Umgebung spürbar zu verbessern. Das Ergebnis: besonders ökologische Immobilien. Außerdem lässt sich so der Wert von Gebäuden erhalten oder sogar steigern.

Die Stadt Berlin geht mit gutem Beispiel voran, indem sie Dachgärten und Dachbegrünung finanziell fördert – ob Standardlösungen oder innovative Projekte. Bereits jetzt haben mehr als 20.400 Gebäude in der Stadt ein grünes Dach. Das entspricht einer Gesamtfläche von 656 Hektar oder 918 Fußballfeldern. “Nicht nur im Hinblick auf das urbane Mikroklima, sondern auch im Wettstreit mit dem Homeoffice zu Hause im Grünen, stellen begrünte Dächer und Fassaden, sichtbare Grünstreifen entlang jedes Grundstücks und die damit verbundene Erhöhung des Wohlfühlfaktors gewichtige Argumente für diesen Berliner Weg dar. Schön, dass andere Städte hier ebenfalls mit von der Partie sind. Noch schöner wäre es, wenn Bauherren und Eigentümer auch ohne staatliche Förderung ihrer Verantwortung für Umwelt, Klima, Architektur und die Menschen vor und in ihren Gebäuden nachkommen,” wünscht sich Hans Herwig Tauz, Head of Asset Management bei der Clarus. “So entstehen weitere Landmark Immobilien, und nur so lassen sich die höchstmöglichen Mieten rechtfertigen,” fügt er hinzu. 

Welche weiteren Möglichkeiten im ökologischen Bauen möglich sind, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag „Nachhaltiges Bauen lohnt sich: Für die Umwelt und den wirtschaftlichen Erfolg“.

Weitere Artikel
Das könnte Sie auch interessieren
Real-Estate Know-How
17.06.2024
Immobiliensanierung oder Neubau? So treffen Sie eine fundierte Entscheidung

Wenn Gebäudeteile altersschwach werden und ihre Funktion nicht mehr angemessen erfüllen, stellt sich die Frage: Lohnt sich eine Immobiliensanierung oder ist ein Neubau sinnvoller? Neben individuellen Präferenzen ist diese Entscheidung abhängig von finanziellen, baulichen und ökologischen Aspekten. Lesen Sie, unter welchen Umständen eine Sanierung sinnvoll ist, welche Förderkredite Sie dafür in Anspruch nehmen können und welche Maßnahmen sich besonders lohnen.

Real-Estate Know-How
23.08.2024
Chancen und Risiken von KI in der Immobilienwirtschaft

Türschlösser, die mit Gesichtserkennung funktionieren, intelligente Vorhersage von Gebäudeschäden und automatisierte Kaufverträge – Künstliche Intelligenz (KI) ist längst in der Immobilienwirtschaft angekommen. Selbstlernende Systeme bieten zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten und haben das Potential, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und zu präzisieren. Gleichzeitig stellen sie den Immobiliensektor vor große Herausforderungen, zum Beispiel im Hinblick auf den Datenschutz. Dieser Beitrag beleuchtet die Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz und stellt Tipps für die Entwicklung zuverlässiger KI-Lösungen bereit.

Real-Estate Trends
21.09.2020
PropTech: Wie digitale Anwendungen den Immobilienmarkt verändern

Im zweiten Teil unserer Serie „Digitalisierung in der Immobilienbranche“ dreht sich alles um PropTech-Unternehmen. Mit innovativen Geschäftsmodellen digitalisieren sie die Immobilienwirtschaft, beschleunigen Prozesse und vereinfachen die Kommunikation mit Mietern und Stakeholdern.